Vor kurzem beschäftigte sich das
Falstaff-Weinmagazin im Zuge einer Rebsorten-Verkostung mit dem Blauen Portugieser. In der Einleitung des Artikels wurde die Frage gestellt, wie es um den Portugieser heute steht. Auf Weinkarten renommierter Restaurants sei er jedenfalls nicht zu finden.
Wir nehmen dies zum Anlass, uns darüber Gedanken zu machen - immerhin ist der Portugieser seit Jahrzehnten ein steter (?) Bestandteil unseres Rotweinsortiments.
Wie geht man mit einer Rebsorte um, an der es immer weniger Interesse zu geben scheint und dessen Rebfläche in den letzten Jahren stark zurückging?
Zuerst ein Blick auf die Fakten.
Im Jahr 1770 brachte Graf von Fries den Blauen Portugieser nach Österreich. Er war österreichischer Gesandter in verschiedenen Staaten und zu seinem Besitz gehörten auch Weingärten in Bad Vöslau. Da er lieber Rot- als Weißwein trank übergab er den Vöslauer Bauern ein Bündel Reben, um Rotwein zu keltern. Woher er die Reben nahm, war zunächst unbekannt.
Rasch verbreitete sich die Sorte in Niederösterreich, der Steiermark und Deutschland. Durch seine milden Tannine und die feinen Fruchtaromen erfreute er sich großer Beliebtheit.
1843 verhalf Robert Schlumberger dem Portugieser zu überregionalem Ruf, indem er die Trauben für einen weißen Schaumwein nach traditioneller Flaschengärmethode verwendete. Sogar bei der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 wurde Blauer Portugieser aus der Weinstadt Retz zum Rinderfilet mit Champignons kredenzt.
Die Rebsorte war im 20. Jahrhundert die Leitsorte unter den Rotweinen und wurde vor allem in der Thermenregion und im Weinviertel angepflanzt. Die Weingartenflächen verringerten sich allerdings, nachdem der Blaue Zweigelt als damals "neue Trendsorte" den Portugieser ablöste.
An der wahren Herkunft des Portugiesers wurde lange geforscht. Schon der Name nährte die Vermutung, die Sorte könnte aus Portugal stammen.
Der Grüne Silvaner als Elternsorte stand früh fest, die zweite wurde erst vor wenigen Jahren festgestellt. Die Blaue Zimmettraube wurde im nördlichen Slowenien aufgefunden und brachte durch eine natürliche Kreuzung die heutige Form des Blauen Portugiesers hervor.
Wie sieht die Zukunft des Blauen Portugiesers aus?
Beim genaueren hinschauen ist der Portugieser eine Antwort auf einige aktuelle Trends.
Er entspricht dem 'neuen' Rotwein-GeschmacksbildIn den 1990er Jahren waren vor allem opulente, dichte Rotweine gewünscht - da konnte der Portugieser nicht mithalten und erhielt einen Ruf als "wässriger" Rotwein ohne Farbe. Dies war mitunter auch hohen Produktionsmengen zu verdanken. Heutzutage wird ein fruchtbetontes, leichteres Geschmacksbild mit weichen Tanninen und viel Trinkfluss nachgefragt, dem der Blaue Portugieser zu 100% entspricht.
Portugieser hat Potential bei jungen WeinkonsumentenJunge Weintrinker sind unvoreingenommen und interessiert an regionalen Besonderheiten und autochthonen Sorten. Vor allem bei jüngeren Konsumenten sind leichtere Rotweine sehr beliebt. Diese Weine erfordern auch keine lange Lagerung, bis der optimale Trinkgenuss erreicht ist.
Portugieser ist Individualität und IdentitätDas Pulkautal wird auch als Rotweininsel des Weinviertels bezeichnet. Der Blaue Portugieser ist hier seit langer Zeit beheimatet und bis heute erhalten, da das Zusammenspiel von Geologie und Klima perfekt für den Blauen Portugieser geeignet ist. Er ist somit fester Bestandteil unserer Geschichte und wird als autochthone Besonderheit behandelt. Das Trinken von regionalen Rebsorten ermöglicht, mit allen Sinnen in die Weinlandschaft rund um Haugsdorf einzutauchen.
Ein Beitrag zur biologischen VielfaltDie Erhaltung von alten Rebsorten sehen wir als wichtigen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Weltweit lässt sich in den letzten 20 Jahren eine enorme Rebsortenvereinheitlichung beobachten. Beinahe überall auf der Welt kann man Chardonnay, Riesling, Cabernet Sauvignon und Merlot finden. Regionale Sorten gehen dadurch beinahe verloren. Wir wollen alten Rebsorten und der biologischen Vielfalt ihre verdiente Wertschätzung entgegenbringen, da sie auch bei der Klimaanpassung eine wesentliche Rolle einnehmen.
"Regionale Sorten sind lokale Schätze"
Wenngleich die Sorte auch zukünftig eine Nische darstellen wird, so befindet sich der Blaue Portugieser dennoch mitten in seiner Renaissance.